Die Gedenkstätte Esterwegen (2024)

12/2013Gedenkstättenrundbrief 172, S. 29-41

Andrea Kaltofen und Kurt Buck

Einzelartikel

Gesamtausgabe

Am 31. Oktober 2011 wurde die Gedenkstätte Esterwegen als europäischer Gedenkort auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen eröffnet. Sie erinnert an die 15 Emslandlager, die der NS-Staat zwischen 1933 und 1945 im Emsland und in der Grafschaft Bentheim unterhielt und die als Teil des Systems aus SS, Justiz und Wehrmacht Orte des NS-Terrors waren. Und sie erinnert an die etwa 70 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangenen sowie an die weit mehr als 100 000 Kriegsgefangenen, die in ihnen litten. Mehr als 20 000 Menschen, überwiegend sowjetische Kriegsgefangene, sind in den Emslandlagern umgekommen; sie verhungerten, starben an Erschöpfung und Krankheiten, als Folge körperlicher Misshandlungen oder wurden »auf der Flucht erschossen«.

Als Gedenkort setzt die Gedenkstätte Esterwegen damit ein Zeichen gegen Diktatur, Gewaltpolitik und Terror, gegen Nationalismus und Rassismus. Sie fordert auf zum Engagement für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.[1] In seiner Rede zur Eröffnung der Gedenkstätte hatte der belgische ehemalige »Nacht-und-Nebel«-Gefangene Hendrik Verheyen – stellvertretend für alle Gefangenen in den Emslandlagern – genau diese Gedanken formuliert, als er von der Gedenkstätte als einem Ort der Erinnerung sprach, der gleichzeitig ein Ort des Nachdenkens, der Forschung und des Verständnisses demokratischer Ideen sei, ein Ort der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zum Nutzen für Gegenwart und Zukunft.[2]

Die Eröffnung der Gedenkstätte Esterwegen war aber nicht der Beginn der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in der Region und der Geschichte der Emslandlager. Vorangegangen war in einem Klima der allgemeinen gesellschaftlichen Verdrängung bis in die 1960er-Jahre hinein eine erste regionale Diskussion um den Vorschlag, 1963 eine »Sühnekapelle« auf dem Gelände des früheren Lagerfriedhofs Esterwegen/ Bockhorst zu errichten. Es folgte 1966 eine in der örtlichen Presse breit geführte Kontroverse um die Anerkennung von Strafgefangenen als »Opfer des Nationalsozialismus«, die durch die Aufstellung eines Gedenksteins auf dem genannten Friedhof durch das Land Niedersachsen ausgelöst worden war. Vorangegangen war auch die in den 1970er-Jahren überall beginnende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Widerstand und Verfolgung und schließlich seit dem Beginn der 1980er-Jahre die Fragestellung nach den konkreten Verantwortlichkeiten für die Verbrechen in der NS-Zeit. Es bildeten sich bürgerschaftliche Geschichtsbewegungen, die nach den Geschehnissen im unmittelbaren Umfeld fragten, hier im Emsland der Verein »Aktionskomitee für ein Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager«. Sein Engagement stand im Zusammenhang mit der Namensfindung für die 1973 gegründete Universität Oldenburg nach dem Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der von 1934 bis 1936 Häftling im Konzentrationslager Esterwegen war.[3]

Gleichzeitig wurden die Emslandlager Thema der wissenschaftlichen Forschung, als der 1977 neu gegründete Landkreis Emsland die Universität Münster mit der Erarbeitung einer Dokumentation über die Emslandlager beauftragte. Das 1983 erschienene dreibändige Werk mit mehr als 3600 Seiten ist auch heute noch eine grundlegende Quellensammlung.[4]

Das »Aktionskomitee für ein Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager« e.V. und das DIZ in Papenburg (1981 bis 2011)

Im April 1981 wurde aus bürgerschaftlichem Engagement heraus und mit Unterstützung ehemaliger »Moorsoldaten«, wie sich die politischen Häftlinge der frühen Konzentrationslager selbst genannt hatten, der Verein »Aktionskomitee für ein Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager« mit Sitz in Papenburg gegründet. Schwerpunkte der ehrenamtlichen Arbeit waren zunächst die Durchführung von Lagerrundfahrten und Ausstellungen mit Bildern ehemaliger Häftlinge. Besonders wertvoll waren dabei die Zeichnungen und Aquarelle, die der Solinger Ernst Walsken als politischer Gefangener heimlich in den Lagern Esterwegen und Aschendorfermoor geschaffen hatte und die heute im Besitz des Vereins sind. Ausführliche Informationen über die Emslandlager und ihre Einordnung in den Gesamtzusammenhang des NS-Herrschaftssystems erfolgten in Seminaren, die in Zusammenarbeit mit Trägern der Erwachsenenbildung, kirchlichen, gewerkschaftlichen und politischen Gruppen durchgeführt wurden. Daneben fanden 1981 und 1982 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern (Bremer Jugendamt, Service Civil International, Pax Christi) internationale antifaschistische Workcamps am Gelände des ehemaligen Lagers Esterwegen statt.

Nachdem die Versuche gescheitert waren, neben dem seit 1963 von der Bundeswehr genutzten früheren Lagergelände eine Gedenkstätte zu errichten, mietete das Aktionskomitee in Papenburg ein altes Fehnhaus an. Mit der Einstellung zweier ABM-Kräfte 1984 wurden erste Angebote für interessierte Einzelpersonen, Gruppen, Schulen und andere Bildungseinrichtungen entwickelt und umgesetzt. Im Mai 1985 konnte die mit Unterstützung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg erstellte erste Dauerausstellung zur Geschichte der Emslandlager eröffnet werden. Dass der Verein 1985 mit der Eröffnung eines provisorischen DIZ einen wichtigen Schritt getan hatte, zeigte sich in den folgenden Jahren. Besonders ehemalige Häftlinge und Angehörige, die vorher bei ihren Besuchen ehemaliger Lagerorte auf sich allein gestellt blieben, fanden seitdem Ansprechpartner. Sie standen für Interviews und Gespräche mit Besuchergruppen als Zeitzeugen zur Verfügung. Viele von ihnen übergaben oft sehr persönliche Erinnerungsstücke aus ihrer Zeit der Verfolgung und Inhaftierung und begleiteten die Arbeit mit vertrauensvoller, kritischer Unterstützung. Gleichzeitig regten die Dauerausstellung, Führungen und zahlreiche Veranstaltungen zu einer zunehmenden Beschäftigung mit der Geschichte der Emslandlager an.

1989 fand in Papenburg das erste vom DIZ organisierte Treffen ehemaliger Moorsoldaten und Häftlinge der Emslandlager statt. Mehr als 150 Betroffene aus acht europäischen Staaten und zahlreiche Angehörige nahmen an einem mehrtägigen Programm teil. Zu den bis 2007 regelmäßig durchgeführten Treffen kamen zuletzt zunehmend Angehörige. Anfang der 1990er-Jahre ließ der Landkreis Emsland mit Unterstützung des Landes Niedersachsen und der Stadt Papenburg am Standort des alten DIZ-Gebäudes ein neues Haus errichten und stellte es im September 1993 dem Aktionskomitee mietfrei zur Nutzung zur Verfügung. In den deutlich erweiterten Räumlichkeiten wurde eine neue Dauerausstellung eröffnet. Seitdem besuchten jährlich durchschnittlich 9000 bis 11 000 Gäste das DIZ, darunter zahlreiche Schulklassen.

Kurz vor Fertigstellung des DIZ-Neubaus 1993 sagten das Land die Übernahme der Kosten der Leiter-Stelle und der Landkreis Emsland die der Stelle einer Assistentin des Leiters zu. Eine weitere Stelle wird seitdem dank vieler Förderer aus Vereinsmitteln finanziert. Zudem wurde eine im Schuldienst tätige Lehrkraft mit derzeit neun Unterrichtsstunden für die pädagogische Arbeit abgeordnet. Weiterhin erhielt der Trägerverein seit Anfang der 1990er-Jahre Zuwendungen für Projekte durch das Land Niedersachsen bzw. die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, den Landkreis Emsland und die Stadt Papenburg und wurde bei Einzelvorhaben durch diese Stellen und durch verschiedene Stiftungen unterstützt. Inzwischen förderten auch der Bund, die Ems Dollart Region und die Europäische Union Vorhaben. Der Verein gibt seit 1989 in Zusammenarbeit mit dem Bremer Verlag Edition Temmen eine eigene Schriftenreihe mit bisher 13 Bänden heraus und veröffentlichte Einzelpublikationen sowie drei auch international viel beachtete CD-Editionen, u.a. zum »Lied der Moorsoldaten«.

Die kontinuierliche Erinnerungs-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins und des DIZ führte auch auf der gesellschaftlichen Ebene zu einer breiten Anerkennung. 1994 wurde dem Verein der Kulturpreis der Kulturpolitischen Gesellschaft mit Sitz in Hagen verliehen, 1998 die Hermann-Tempel-Medaille der SPD Kreis Leer.

Ständig erweitert werden konnten die Sammlungen. 2004 übergab der Künstler Detlef Kappeler in Form einer Stiftung mehr als 60 seiner Arbeiten zu Carl von Ossietzky. 2005 erhielt das DIZ von Hermann Vinke und Gerhard Kromschröder ihre in den 1960er-Jahren gesammelten Materialien zu den Emslandlagern. 2006 spendete Ernst-Martin Walsken weitere Bilder seines Vaters aus verschiedenen künstlerischen Schaffensperioden. Als Dauerleihgabe stellte der in den USA lebende Giovanni R. Frisone mehrere Zeichnungen und Tagebuchaufzeichnungen seines Vaters zur Verfügung, die dieser 1944/45 als italienischer Militärinternierter in den Kriegsgefangenenlagern Versen und Fullen angefertigt hatte.

Im Juli 2011 schloss das DIZ nach 27 Jahren Gedenkstättenarbeit seine Räumlichkeiten in Papenburg. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, inzwischen alle seit mehr als 20 Jahren in der Gedenkstättenarbeit tätig, zogen samt Inventar, Archiv und Bibliothek als Kooperationspartner der die neue Gedenkstätte tragenden Stiftung Gedenkstätte Esterwegen um. Der Verein »Aktionskomitee …« hat heute mehr als 350 Mitglieder.

Der Aufbau der Gedenkstätte Esterwegen (2000 bis 2011)

Im Juni 2000 führten die aus der Wiedervereinigung Deutschlands resultierenden tief greifenden strukturellen Veränderungen für die Bundeswehr u.a. zu einer Absichtserklärung, Teile ihres Bekleidungsdepots Esterwegen, das sie ab 1963 in Esterwegen unterhalten hatte, aufgeben zu wollen. Der Landkreis Emsland reagierte umgehend, eröffneten sich damit doch Perspektiven, an die Errichtung einer Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers Esterwegen zu denken. Er signalisierte daher seinerseits die Absicht, das ehemalige Lagerareal mit dem Ziel der Errichtung einer Gedenkstätte übernehmen, Workcamps mit Jugendlichen zur Freilegung im Boden erhaltener historischer Überreste aus der NS-Zeit durchführen, die ehemalige Lagertopographie durch geeignete Bepflanzungen visualisieren und das DIZ Papenburg in die Planungen einbeziehen zu wollen. Schon im August 2000 sprachen sich die Kreisgremien einstimmig für die Errichtung einer Gedenkstätte Esterwegen aus. Damit war der »Grundstein« der Gedenkstätte gelegt.

In dem im November 2001 abgeschlossenen Grundstücksübertragungsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Landkreis Emsland verpflichtete sich letzterer, auf dem unentgeltlich überlassenen Gelände eine Gedenkstätte zu errichten und dauerhaft zu betreiben.

Als sich die Bundeswehr 2006 auch aus dem bis dahin weiter als Depot genutzten benachbarten Gelände zurückzog, auf dem sich seinerzeit die Gleisanlagen der Moorbahn und die von KZ-Häftlingen für die SS-Wachmannschaften errichteten Sportstätten befunden hatten, beschloss der Landkreis Emsland, dieses Areal zu erwerben und ebenfalls der Gedenkstättennutzung zuzuführen. Damit übernahm er rund 8 000 Kubikmeter umbauten Raum in mehreren Gebäuden aus den 1970er- und 1980er-Jahren und konnte die bis dahin ungelösten Fragen nach dem Standort eines Besucherinformationszentrums, seiner Größe, der möglichen Übersiedlung des Vereins Aktionskomitee DIZ Emslandlager in die neue Gedenkstätte und die Größe von Dauerausstellungen zur Geschichte der 15 Emslandlager 1933–1945 und ihrer Nachgeschichte ab 1945 unter besonderer Berücksichtigung des Lagerortes Esterwegen beantworten. Die beiden Bestandshallen des Bundeswehrdepots aus den 1970er-Jahren wurden für das Besucherinformationszentrum vorgesehen.

Doch zunächst mussten in umfangreichen Archivstudien die exakte Lagertopographie ermittelt und damit die Voraussetzungen für Ausgrabungen, die im Rahmen von internationalen Workcamps mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 2003 und 2008 jährlich stattfanden, ebenso geschaffen werden wie für das spätere Landschaftsgestaltungskonzept.

Die Diskrepanz zwischen fehlender sichtbarer historischer Bausubstanz auf dem ehemaligen Lagergelände einerseits und dem doch recht umfangreichen Wissen über das Lager Esterwegen und seine Insassen aus der Literatur andererseits, wurde als große Herausforderung, gerade auch in gestalterischer Hinsicht, festgestellt.

Im Mai 2005 verabschiedeten die Kreisgremien ein »Erstes Gestaltungskonzept« für das Gedenkstättengelände, das u.a. die Einbeziehung der in den Workcamps sukzessive freigelegten historischen Relikte festschrieb, mit denen die Authentizität des Ortes auch optisch belegt wird. Auf der Basis eines daraus abgeleiteten Anforderungskatalogs an landschaftsarchitektonische Entwürfe erarbeiteten angehende Landschaftsarchitekten der Universitäten Hannover, Clemson/USA und Haifa/Israel unter Federführung von Prof. Dr. Joachim Wolschke-Bulmahn im Rahmen eines Workshops 2005 anregende und interessante Gestaltungsentwürfe, die in die spätere Aufgabenstellung für das Ideenfindungsverfahren zur Gestaltung des Außengeländes einflossen.

Bereits 2004 hatte Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Bochum, das ehemalige Lagergelände besucht. Er betonte die nationale und internationale Bedeutung des Ortes und die Wichtigkeit der Errichtung einer Gedenkstätte dort und signalisierte seine grundsätzliche Bereitschaft, beim Aufbau der Gedenkstätte mitzuwirken. Damit war eine wichtige Weichenstellung für die Wissenschaftlichkeit beim Aufbau der Gedenkstätte und das Erreichen eines adäquaten Standards gesetzt und auch eine realistische Perspektive für eine mögliche finanzielle Beteiligung des Bundes am Gedenkstättenaufbau eröffnet.

Die Gedenkstätte im Aufbau stand von Anfang an im gesellschaftlichen Diskurs nicht nur mit den politisch Verantwortlichen, sondern auch mit der Bevölkerung Esterwegens und des ganzen Emslandes. Die Tagespresse berichtete regelmäßig über den Gedenkstättenaufbau, es gab Bürgerversammlungen, schließlich nahm der Landkreis Emsland am 7. Mai 2006 den vorläufigen Betrieb der Gedenkstätte auf. Bis zur Eröffnung der Gedenkstätte Ende Oktober 2011 konnten Interessierte an jeweils zwei Sonntagen in den Sommermonaten an öffentlichen Führungen teilnehmen, nach Voranmeldung wurden auch Gruppen über das ehemalige Lagergelände geführt.

Im Jahr 2007 errichtete der Landkreis Emsland die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen als Stiftung bürgerlichen Rechts und brachte als Stiftungskapital die Liegenschaften des ehemaligen Bundeswehrdepots ein. Mit dem Stiftungszweck löste er die Selbstverpflichtung zur Errichtung einer Gedenkstätte und Übernahme der Kosten des laufenden Betriebes ein. Die Stiftung Gedenkstätte Esterwegen schloss ein Jahr später mit dem Verein Aktionskomitee DIZ Emslandlager e.V. in Papenburg einen Kooperationsvertrag ab, nach dem seine Mitarbeiter unter dem Dach der Gedenkstätte Esterwegen insbesondere die pädagogische Arbeit, die Betreuung der Überlebenden und ihrer Angehörigen und die Betreuung von Ausstellungen und Sammlungen übernehmen sollten. Dem gleichzeitig gebildeten Stiftungsrat steht als Vorsitzender Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Bochum, als sein Stellvertreter Dr. Peter Fischer vom Zentralrat der Juden Deutschlands, Berlin, vor.

Ebenfalls 2007 wurde ein Ideenfindungsverfahren für die Landschaftsgestaltung abgeschlossen. Zur Umsetzung wurde der Entwurf des Büros WES & Partner, Hamburg, mit Hans Hermann Krafft, Berlin, ausgewählt. Dieser Entwurf setzte die Vorgaben aus dem »Ersten Gestaltungskonzept« eindrucksvoll um: Sichtbarmachung der Lagertopographie durch Corten-Stahlwände an Toren, Umfassungsmauer und Wachtürmen, Visualisierung der Barackenstandorte im Häftlingslager durch »Baumpakete« aus einem in den 1970er-Jahren mit amerikanischen Roteichen angepflanzten Sichtschutzstreifen, Überschotterung des Häftlingslagerareals mit Lava, Einbeziehung der bei Ausgrabungen freigelegten Reste historischer Bausubstanz und Einbindung eines nördlich angrenzenden Moores stellvertretend für den Arbeitsort der »Moorsoldaten«. In scharfem Kontrast dazu blieb der Wachmannschaftsteil des Lagers von einer Gestaltung ausgenommen (vgl. Abb. 2).

In einem zweiten Ideenfindungsverfahren zum Umbau der beiden Bestandshallen des früheren Bundeswehrdepots aus den 1970er-Jahren zu einem Besucherinformationszentrum inklusive dem Bau eines sie verbindenden Foyers sowie der Gestaltung der Ausstellungen überzeugte 2009 der Entwurf von Hans Dieter Schaal, Attenweiler.

Die Emslandlager 1933–1945 – historischer Rückblick

Von 1933 bis 1938 wurden in den abgelegenen Moorgebieten des Emslands, nahe der Grenze zu den Niederlanden, insgesamt 15 Gefangenenlager mit bis Kriegsende wechselnden Funktionen und Zuständigkeiten gebaut.

Zur Wahrung seines Gewaltmonopols plante der preußische Staat im März 1933 die Errichtung eigener Konzentrationslager. Für die in großer Zahl in »Schutzhaft« genommenen Gegner des Regimes erfolgte bereits im Sommer 1933 im Emsland die Fertigstellung und Belegung der ersten Lager – Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum – mit 4 000 Häftlingen. Ziel der Inhaftierung der Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und anderer Oppositioneller war die Brechung des Widerstandes besonders durch die Zerstörung der Strukturen der organisierten Arbeiterbewegung. Die Häftlinge sollten zur Zwangsarbeit bei der Kultivierung der emsländischen Moore eingesetzt werden. Ihre Bewachung erfolgte zunächst durch Angehörige der SS und SA, die einer in Papenburg eingerichteten Kommandantur unterstanden. Morde und Misshandlungen gehörten zum Lageralltag.

Mit der Reorganisation des KZ-Systems unter Theodor Eicke als »Inspekteur der Konzentrationslager« wurden Börgermoor und Neusustrum im April 1934 als KZ aufgelöst. Im Sommer 1934 unterstellte sich die SS Heinrich Himmlers das Lager Esterwegen, das bis 1936 Bestandteil des offiziellen KZ-Systems blieb, und übertrug dem SS-Totenkopfsturmbann »Ostfriesland« die Bewachung. Mit der Auflösung des Lagers Esterwegen als Konzentrationslager im September 1936 erfolgte die Verlegung der Häftlinge und Wachmannschaften nach Oranienburg, wo das neue Konzentrationslager Sachsenhausen entstand.

1934/35 richtete die Justizverwaltung in den beiden aufgelösten Konzentrationslagern sowie an vier anderen Orten Strafgefangenenlager ein. Im Januar 1937 kam das als KZ aufgelöste Lager Esterwegen als siebtes Lager hinzu. Die Organisation und Leitung der Strafgefangenenlager übertrug die Justiz von 1934 bis 1942 dem SA-Führer Werner Schäfer, vorher Kommandant des Konzentrationslagers Oranienburg. Er setzte eine weitgehende Unabhängigkeit der Wachtruppe, die aus in die Justiz übernommenen SA-Angehörigen bestand, vom Reichsjustizministerium durch. Prügelstrafen, Dunkelarrest und entwürdigende Schikanen bei der Arbeit waren Bestandteil des Strafvollzugs, Methoden, wie sie sonst nur in den Konzentrationslagern der SS üblich waren.

1938 sollten acht weitere Lager zur Unterbringung von Justizgefangenen entstehen. Die Fertigstellung verzögerte sich jedoch bis Mitte 1939, sodass einzelne dieser neuen Lager nur für wenige Wochen mit Strafgefangenen belegt wurden, bevor sie mit Kriegsbeginn eine neue Funktion als Kriegsgefangenenlager erhalten sollten.

Ab 1941 bestimmte der Krieg die Arbeitseinsätze der Gefangenen. Sie wurden in der Landwirtschaft, in kriegswirtschaftlich wichtigen Betrieben in der Region oder in den in zahlreichen Orten Nordwestdeutschlands eingerichteten Arbeits- und Außenkommandos benötigt. Außerdem wurden ab August 1942 etwa 2 000 Gefangene der Emslandlager in das neu eingerichtete »Strafgefangenenlager Nord« (»Kommando Wiking«) nach Nordnorwegen transportiert und für die Organisation Todt beim Bau von Festungsanlagen und Verkehrswegen eingesetzt. Mit ähnlichen Aufgaben versehen, wurde im Oktober 1943 das »Strafgefangenenlager West« im nordfranzösischen Raum eingerichtet und mit Gefangenen aus den Moorlagern belegt.

Von 1934 bis 1945 überführte die Justiz insgesamt 66 500 Strafgefangene in die nördlichen Emslandlager. In der Vorkriegszeit waren unter ihnen Kriminelle (auch nach heutigem Rechtsverständnis), weiterhin politische Oppositionelle, religiöse Minderheiten, hom*osexuelle und andere »Außenseiter der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft«, die zu »Volksschädlingen« erklärt und strafrechtlich verfolgt wurden. Die Bestrafung orientierte sich immer weniger an der Straftat des Einzelnen, sondern zunehmend an Gesinnungs- und Persönlichkeitsmerkmalen sowie dem »volksschädigenden« Verhalten.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs ließ die Justiz zunehmend und spätestens ab 1942 in überwiegender Zahl Männer, die als Soldaten von deutschen Wehrmachtsgerichten zu Haftstrafen verurteilt und für »wehrunwürdig« erklärt worden waren, in die sechs nördlichen Emslandlager einweisen. Zu ihnen gehörten u.a. auch Zwangsrekrutierte aus Luxemburg, dem Elsass und Lothringen.

Ab Mai 1943 erfolgte die Verlegung von 2 700 Widerstandskämpfern, sogenannte »Nacht-und-Nebel«-Gefangene, aus Belgien, Nordfrankreich und den Niederlanden zunächst in einen Teil des Lagers Esterwegen (»Lager Süd«) und schließlich auch in das Lager Börgermoor. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Verhältnisse und der schlechten ärztlichen Versorgung starben 76 »Nacht-und-Nebel«-Gefangene während der Haft. 186 Widerstandskämpfer waren zum Tode verurteilt und zur Hinrichtung in andere Haftanstalten überführt worden, nachdem ihnen vorher im Lager Esterwegen, in der Kapelle der Ursulinenschule in Papenburg und in Leer vom 2. Senat des Volksgerichtshofs und vom Sondergericht Essen der Prozess gemacht worden war. Im Frühjahr 1944 erfolgte die Verlegung der verbliebenen »NN«-Gefangenen in den Bezirk Kattowitz und von dort aus in Konzentrationslager.

Im September 1939 übernahm das Oberkommando der Wehrmacht neun der 15 Emslandlager und richtete sie als Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (Stalag) VI B Versen und VI C Bathorn mit Zweiglagern ein. Sie dienten 1939 als Durchgangslager für polnische Kriegsgefangene. Ab Sommer 1940 belegte die Wehrmacht die Lager längerfristig mit kriegsgefangenen Soldaten aus Polen, Frankreich, Belgien, Serbien und der Sowjetunion. Am 1. Oktober 1943 waren zudem mehr als 11 000 italienische Soldaten im Stalag VI C und seinen Zweiglagern registriert. Sie galten als Militärinternierte und unterlagen damit nicht dem Schutz der Genfer Konvention. 1944 wurden die Italiener in großer Zahl aus den Kriegsgefangenenlagern in zivile Zwangsarbeiterverhältnisse entlassen.

Während die Wehrmacht die westeuropäischen Kriegsgefangenen im Allgemeinen entsprechend den Regeln des Völkerrechts behandelte, ließ sie Tausende sowjetische Soldaten verhungern oder an Krankheiten sterben. Nach den Gräberlisten sollen auf den sechs Kriegsgefangenenfriedhöfen im Emsland und in der Grafschaft Bentheim mindestens 14 250 und maximal 26 250 meist »unbekannte« sowjetische Soldaten begraben sein. Genauere Zahlen und besonders die Namen der auf sechs Friedhöfen meist in Massengräbern Bestatteten werden in den nächsten Jahren vorliegen, wenn Dokumentenbestände (insbesondere aus russischen Archiven) ausgewertet sein werden.

Mitte November 1944 bzw. Anfang Januar 1945 wurden Versen und Dalum Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, um bis zu 4000 Häftlinge beim Bau militärischer Anlagen einsetzen zu können. Mehr als 600 von ihnen kamen ums Leben, weitere fast 400 Häftlinge starben auf Krankenrücktransporten, auf dem Evakuierungsmarsch im März 1945 oder unmittelbar danach.

In der 1. Aprilhälfte 1945 wurden die Kriegsgefangenenlager von kanadischen, britischen und polnischen Einheiten befreit. Nach der Zusammenlegung der Strafgefangenen im Lager Aschendorfermoor ließ hier der angebliche Hauptmann Willi Herold, in Wirklichkeit ein von seiner Einheit versprengter neunzehnjähriger Gefreiter in einer gefundenen Hauptmannsuniform, in den letzten Kriegstagen 172 Gefangene des Lagers ermorden, andere »begnadigte« er zur Frontbewährung.

Nur für einen Teil der Überlebenden des Herold-Massakers war am 19. April 1945 ihre Gefangenschaft beendet. Manche Strafgefangene überwies das britische Militär in »Prisoner of War«-Camps in Belgien, aus denen sie nach Überprüfungen oft erst Monate nach Kriegsende in ihre Heimat entlassen wurden.

Die Nutzung der Lager nach 1945

Die britische Besatzungsmacht nutzte das Lager Esterwegen von Juni 1945 bis Herbst 1947 als Internierungslager für politische und gesellschaftliche Funktionsträger aus der NS-Zeit sowie für mutmaßliche Kriegsverbrecher. Bis 1951 diente es der Justiz als Gefängnis, bevor es von 1953 bis 1959 ein Durchgangslager für Flüchtlinge aus Mitteldeutschland wurde. In diesen Jahren erfolgte der Abbruch bzw. Verkauf der Baracken. Die anderen Lager wurden als Transitlager, als Unterkünfte für befreite Kriegsgefangene oder bis 1948 als DP-Lager zur Unterbringung von ehemaligen Zwangsarbeitern eingerichtet. So waren nach Kriegsende mehr als 20 000 Polinnen und Polen aus der britischen Besatzungszone ins Emsland gezogen. Bis 1948 verließen sie das Emsland und fanden meist in westlichen Staaten eine neue Heimat.

Anschließend wurde einzelne Lager als Gefängnisse genutzt, andere wurden abgerissen und einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Wieder andere bezogen Flüchtlinge und Vertriebene, bevor neue Siedlungshäuser gebaut und die alten Lagergebäude nicht mehr benötigt wurden. Heute sind an den einzelnen Lagerstandstandorten nur vereinzelt bauliche Überreste erhalten. Über die Geschichte der Orte geben Anfang der 1990er-Jahre aufgestellte, 2012 erneuerte Informationstafeln Auskunft. Acht frühere Lagerfriedhöfe und der Friedhof für die Opfer des Herold-Massakers erinnern an das damalige Geschehen.

Die Dauerausstellungen der Gedenkstätte Esterwegen:

1. »Die Hölle im Moor«, Verfolgung und Gewalt in den Emslandlagern 1933–1945

Die Dauerausstellung stellt die Geschichte des Komplexes aus 15 Lagern im Emsland und der Grafschaft Bentheim dar, der von 1933 bis 1945 existierte und wesentliche Typen des Lagersystems des Nationalsozialismus – frühe Konzentrationslager, Strafgefangenenlager, Kriegsgefangenenlager – mit den daraus resultierenden wechselnden Zuständigkeiten – SS, preußische und Reichsjustiz, SA und Wehrmacht – umfasst. Davon waren unterschiedliche Häftlingsgruppen betroffen: politische Gegner, Strafgefangene, jüdische Häftlinge, Zeugen Jehovas, »Nacht-und-Nebel«-Gefangene, zivil- und wehrmachtsgerichtlich Verurteilte, hom*osexuelle, Zwangsrekrutierte, Militärinternierte und Kriegsgefangene vieler europäischer Herkunftsländer. Sie alle waren wechselnden Gewaltpraktiken und »Zwangs«-Arbeitsbedingungen ausgesetzt.

Der Titel der Ausstellung »Hölle im Moor – Verfolgung und Gewalt in den Emslandlagern 1933 bis 1945« macht deutlich, dass es um die Zerstörung der Demokratie und die Durchsetzung der Diktatur, die Brechung des politischen Widerstandes und die Machtsicherung des NS-Systems in den ersten Jahren, die Verfolgung und den Strafvollzug im Dienste der »Volksgemeinschaft« bis 1939, in den Kriegsjahren um die Radikalisierung der Verfolgung und die Ausweitung auf das besetzte Europa und schließlich in den Kriegsgefangenenlagern um das Völkerrecht und das Massensterben geht.

Dabei folgt die Grundstruktur der Ausstellung dem chronologischen Ablauf der Ereignisse und stellt sie in den Kontext der Gesamtgeschichte und der Geschichte des nationalsozialistischen Verfolgungssystems. Beginnend mit einem einleitenden Blick auf die Endphase der Weimarer Republik beschreibt sie die drei staatlich-preußischen Konzentrationslager im Emsland 1933 (Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum) und das SS Konzentrationslager Esterwegen (bis 1936), umfasst die sieben Strafgefangenenlager 1934 bis 1939 und – während des Zweiten Weltkriegs – den Strafvollzug in unmittelbarem Dienst der militärischen Kriegsführung sowie die neun Kriegsgefangenenlager im südlichen Emsland und der Grafschaft Bentheim. Sie geht auf die beiden Außenlager des KZ Neuengamme in Meppen-Versen und Dalum ein und schildert schließlich die Räumung der Strafgefangenen- und die Befreiung der Kriegsgefangenenlager. Die einzelnen Themen der Ausstellung werden, eingebettet in den jeweiligen Kontext, in vielen Biographien konkretisiert.

Im Mittelpunkt der Dauerausstellung stehen die Entrechtung, Ausbeutung, Unterdrückung, Zermürbung und Vernichtung der Opfer, der Häftlinge in den 15 Emslandlagern. Über ihr Schicksal, ihre Lebensbedingungen und Gewalterfahrungen berichten sie auf einem tischhohen Block im Zentrum des Ausstellungsraumes in Selbstzeugnissen, Interviews und mit persönlichen Erinnerungsstücken. Gezeigt werden dort auch Bilddokumente, die mit diesen lebensgeschichtlichen Erinnerungsberichten kontrastiert werden müssen, um die harte Lebenswirklichkeit in den Lagern und an den Arbeitsorten begreiflich machen zu können.

Der biographische Ansatz in der Ausstellung findet noch einmal besonderen Ausdruck in einer Reihe von Biographie-Stelen. Hier werden Menschen gewürdigt, deren Verfolgungsgeschichte stellvertretend steht für die Mitglieder ethnischer, politischer, sozialer oder religiöser Gruppen, die vom NS-System verfolgt und ermordet worden sind: politische Gegner, Juden, Sinti und Roma, hom*osexuelle, Zeugen Jehovas, zivil und wehrmachtsgerichtliche Verurteilte, Kriegsgefangene. Diese Stelen stehen vor einer Wand mit Porträtfotos von 244 ehemaligen KZ-Häftlingen, Straf- und Kriegsgefangenen, deren Namen, Lebensdaten und Haftzeiten in den Emslandlagern genannt werden.

2. Die Nachgeschichte der Emslandlager 1945 bis heute, Werkstattausstellung

Eine kleinere Ausstellung mit Werkstattcharakter zeigt die Nachgeschichte der Emslandlager ab 1945. Der komplexe, in verschiedene Phasen zu gliedernde Prozess ist in manchen Aspekten und Vorgängen noch genauer zu erforschen und letztlich bisher nicht abgeschlossen. Die Umnutzung der Lagerorte, der strafrechtliche Umgang mit den Tätern, das Weiterleben der Opfer und ihrer Erinnerungen und der gesellschaftliche Umgang mit der Vergangenheit sind hier Themen. Dabei ist die allgemeine gesellschaftliche Verdrängung des Geschehenen bis in die späten 1970er-Jahre am Beispiel Emsland ebenso dargestellt wie das wachsende Interesse zu Beginn der 1980er-Jahre. Dazu gehört das »Aktionskomitee für ein Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager e.V.« (DIZ) in Papenburg ebenso wie die Erarbeitung der wissenschaftliche Dokumentation über die Emslandlager durch Erich Kosthorst und Bernd Walter.[5]

Zwei Jahre Gedenkstätte Esterwegen (2011 bis 2013)

In den zwei Jahren seit der Eröffnung Ende Oktober 2011 haben 57 000 Menschen die Gedenkstätte Esterwegen besucht. Die Besucher kamen aus der näheren Region, aber auch z.T. weit darüber hinaus und in großer Zahl aus den benachbarten Niederlanden. An Seminaren, Vorträgen, Tagungen und Tagesexkursionen nahmen jeweils mehr als 50 Interessierte teil. Fast 500 Erwachsenengruppen und ebenso viele Schulklassen und außerschulische Jugendgruppen informierten sich in mehr als 900 mehrstündigen Führungen. Um die 2013 u.a. als Folge mehrerer überregionaler und schulinterner Lehrerfortbildungen deutlich gestiegene Nachfrage aus Schulen nach Führungen bewältigen zu können, wurden inzwischen drei pensionierte Lehrkräfte sowie für niederländische Gruppen eine Historikerin aus dem Nachbarland als pädagogische Mitarbeiter gewonnen.

Besonders erfreulich ist, dass die wenigen noch lebenden ehemaligen Häftlinge und ihre Angehörigen die neue Gedenkstätte als »ihren« Erinnerungsort angenommen haben. Es kamen belgische ehemalige »Nacht- und-Nebel«-Gefangene, niederländische, italienische, dänische und österreichische ehemalige Gefangene und ihre Angehörigen. Sie übergaben auch der neuen Gedenkstätte private Erinnerungsstücke oder zeigten, wie Ernst Martin Walsken und Giovanni R. Frisone, in Sonderausstellungen Zeichnungen, die ihre Väter während ihrer Gefangenschaft in den Emslandlagern geschaffen hatten.

Aus der Vielzahl der Veranstaltungen seien zwei Vorträge von Zeitzeugen herausgegriffen:
Ludwig Baumann, Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz, hielt als ehemaliger Deserteur einen Vortrag im Rahmenprogramm zur 2012 in der Gedenkstätte Esterwegen gezeigten Wanderausstellung »… was damals Recht war. Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Als Auschwitzüberlebende berichtete die 1923 in Karlsruhe geborene Erna Korn, verheiratete de Vries, im »Auftrag meiner Mutter«, wie sie ihr 2011 erschienenes Buch betitelte, von ihrem Leben und dem Schicksal ihrer Familie. Sie überlebte nicht nur Auschwitz, sondern im Frühjahr 1945 auch einen Todesmarsch aus dem KZ Ravensbrück. Heute lebt sie im Emsland und sprach am 27. Januar 2013 vor mehr als 150 Interessierten in der Gedenkstätte Esterwegen.

Die gute Besucherresonanz insgesamt belegt, dass die Gedenkstätte Esterwegen »angekommen« ist. »Unsere verstorbenen Kameraden haben schon lange einen … Raum in unseren Herzen, aber jetzt haben sie auch noch einen Platz an dem Ort, an dem sie gelitten haben«, hatte Hendrik Verheyen bei der Eröffnung der Gedenkstätte Esterwegen 2011 formuliert.[6]

Dr. Andrea Kaltofen ist Geschäftsführerin der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen.

Kurt Buck ist Leiter des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Emslandlager.

[1] Faulenbach, Bernd, Die Gedenkstätte Esterwegen in der deutschen Erinnerungskultur, in: Die Gedenkstätte Esterwegen – ein Werkstattbericht, Meppen 2011, S. 10–11.

[2] Kaltofen, Andrea; Bröring, Hermann, Die Gedenkstätte Esterwegen, in: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes Bd. 59 (2013), Sögel 2012, S. 31–48.

[3] Bröring, Hermann, Der lange Weg zur Gedenkstätte Esterwegen oder eine Region auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, in: Die Gedenkstätte Esterwegen – ein Werkstattbericht, Meppen 2011, S. 4–9.

[4] Kosthorst, Erich; Walter, Bernd, Konzentrations- und Strafgefangenenlager im Dritten Reich, Beispiel Emsland. Dokumentation und Analyse zum Verhältnis von NS-Regime und Justiz, 3 Bde., Düsseldorf 1983. Als verkürzte Taschenbuchausgabe ebenfalls in Düsseldorf 1985 erschienen.

[5] 1986 erschienen auf der Basis dieser Dokumentation unter dem Titel »Die Zerstörung von Recht und Menschlichkeit in den Konzentrationslagern des Emslandes« Lehrer- und Schülerhefte als pädagogische Unterrichtshilfen für den Sozialkunde- und Geschichtsunterricht.

[6] Siehe Fußnote 2.

Die Gedenkstätte Esterwegen (2024)

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