Kaiserspiel - Bismarcks Reichsgründung in Versailles (2024)

Erstmals wurden die Deutschen in einem Nationalstaat geeint. Das französische Kaisertum hingegen endete. Der 90-minütige Film folgt dem Reichsgründer Bismarck und Kaiser Napoleon III. beim Ringen um die Macht.

Dramatisches Ringen um Macht, Einheit und Freiheit

Vor 150 Jahren wurde im Spiegelsaal von Schloss Versailles das deutsche Kaiserreich proklamiert. Der Film rekonstruiert die dramatischen Wochen von September 1870 (Schlacht von Sedan) bis zum 18. Januar 1871, als der preußische König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Das Dokudrama erzählt, wie zielstrebig Otto von Bismarck die Zustimmung der deutschen Fürsten zur Einigung Deutschlands erwirkte und führt vor Augen, wie das französische Kaiserreich unter Napoleon III. zusammenbrach. Während Napoleon als Gefangener in Kassel weilte, fand Bismarck in der französischen Anarchistin Louise Michel eine todesmutige Gegenspielerin im belagerten Paris. Der Zuschauer wird Zeuge eines dramatischen Ringens um Macht, Einheit und Freiheit und erlebt, wie große politische Entscheidungen ihren Lauf nahmen.

Die Spielhandlung des Dokudramas beleuchtet den historischen Wendepunkt aus mehreren Perspektiven (Thomas Thieme verkörpert Otto von Bismarck, Hubertus Hartmann spielt Napoleon III.), ergänzt durch dokumentarische Elemente. Den Erzählrahmen bildet ein szenischer Dialog: Auf Schloss Arenenberg in der Schweiz treffen sich Eugénie, die Witwe Kaiser Napoleons, und Luise von Baden, Tochter von Kaiser Wilhelm I. Vor dem Hintergrund der Verhandlungen zum Versailler Vertrag, der Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg besiegelt, blicken die beiden hochbetagten Frauen zurück auf die Zeit der Reichsgründung, ziehen ihre persönliche Bilanz zum Verhältnis der Deutschen und Franzosen, das im Spiegelsaal von Schloss Versailles 1871 und 1919 mit schweren Hypotheken belastet wurde.

Chronologie

  • 19. Juli 1870
    Frankreich erklärt Preußen den Krieg

    2. September 1870
    Schlacht von Sedan: Kaiser Napoleon III. geht in deutsche Gefangenschaft

    4. September 1870
    Ausrufung der Französischen Republik in Paris

    19. September 1870 bis 28. Januar 1871
    Deutsche Belagerung von Paris

    1. Januar 1871
    Gründung des Deutschen Kaiserreichs

    18. Januar 1871
    Ausrufung König Wilhelms I. zum deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Schloss Versailles 10. Mai 1871 Deutsch-französischer Friedensschluss in Frankfurt am Main. Frankreich verzichtet auf Elsass-Lothringen und zahlt Reparationen an Deutschland.

    22. bis 28. Mai 1871
    Der Aufstand der französischen Kommunarden wird von französischen Regierungstruppen niedergeschlagen. Über 20.000 Franzosen sterben.

    28. Juni 1919
    Der Friedensvertrag von Versailles verpflichtet nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland zu Gebietsabtretungen und Reparationen an die Siegermächte. Dem Deutschen Reich wird die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben.

    22. Januar 1963
    Unterzeichnung des Elysée-Vertrags über eine deutsch-französische Zusammenarbeit durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle

    Zusammengestellt von Annette von der Heyde

    Statements der Mitwirkenden

    • Was war Ihr erster Gedanke, als Ihnen die Rolle des Otto von Bismarck angeboten wurde?

      Ich war sofort ziemlich sicher, dass ich das machen würde, wenn die Umstände stimmen. Ich habe keine Berührungsängste vor derlei Figuren. Eher bin ich immer wieder erstaunt, dass mir diese Rollen angeboten werden. Als Ossi waren die Angebote Kohl und Hoeneß, also gestandene Wessis zu spielen schon überraschend. Und jetzt Bismarck, ein Preuße – kein Thüringer…

      Was reizte Sie an der Figur?

      Bismarck – das ist ein Angebot, das bekommt man als Schauspieler nur einmal im Leben. Mein Traum war lange, Churchill zu spielen – bis ich Gary Oldman in der Rolle gesehen habe. Besser geht’s nicht. Aber Bismarck und Churchill sind, wie ich jetzt weiß, quasi "Brüder im Geiste". Männer von Format mit Kraft und Raffinesse.

      Wie haben Sie sich vorbereitet?

      Meine Aufgabe als Schauspieler war, Bismarck zu erkennen. Das gelingt, durch die intensive Beschäftigung mit einer Figur. Dabei gehe ich weit zurück in die Kindheit und Jugend und betrachte die Figur aus der Position des Jungen, der er einmal war. Bismarck war als Kind eher faul, kein guter Schüler, eher Durchschnitt. Er wollte Junker werden, hatte vom Vater Ländereien übernommen. Diese Jungen-Figur behalte ich immer im Kopf, auch wenn ich ihn als Politiker spiele, der enorm wirkungsvoll agiert.

      Das Dokudrama ist nicht ihr erster Film dieses Genres. Haben Sie ein Faible für zeitgeschichtliche Figuren und die Beschäftigung mit Geschichte?

      Mich interessiert Geschichte. Ein Schauspieler muss sich in meinen Augen für Geschichte und Politik von gestern interessieren. Aber, ich gebe zu, Bismarck beziehungsweise die Zeit zwischen 1848 und 1914/18, hatte ich bisher ausgeblendet. Bis zum Drehbuch und der Beschäftigung mit der Zeit wusste ich davon nicht sehr viel. In der Schule in der DDR haben wir damals nur erfahren, dass er die Arbeiterbewegung im Keime erstickt hat.

      Wie war Ihr Bild von Bismarck bevor Sie die Rolle übernahmen und wie hat sich dieses nach dem "Kaiserspiel" verändert?

      Ich kannte Bismarck nur als beleibte staatstragende Figur. Ein Politiker des 19. Jahrhunderts in Uniform. Inzwischen habe ich zum ersten Mal ein richtiges Bild von Bismarck. Er war alles und noch mehr. Ein schräger Vogel, Säufer, Liebhaber, Genießer, sicher zuweilen privat sehr gern gemütlich, aber auch brutal und vor allem schlau. Und er hat Zeit seines Lebens gekämpft. Durch die Umstände wurde er in die härtesten Auseinandersetzungen hineingezogen und hatte dann oft die besten Ideen. Seine Kraft und Raffinesse auszustrahlen ist mir hoffentlich in der Rolle gelungen.

      Interview: Barbara Gauer

      Bildquelle: ZDF/Stanislav Honzík

    • Die Gründung des Kaiserreichs 1871 ist wegen des 150. Jahrestages ein Thema dieses Jahres. Sie erzählen ein Stück deutsche Geschichte für ein breites Publikum. Was war Ihre Motivation für das Drehbuch?

      Dirk Kämper: Nach dem "Kaisersturz", unserer ersten gemeinsamen Arbeit, war schnell die Idee da, die Zeit davor zu erzählen. Wir sind vom Ende des Kaiserreichs an den Anfang gesprungen und fanden, dass es lohnt, den Beginn des deutschen Nationalstaats und den Weg dorthin zu erzählen.

      Lothar Machtan: Diese Geburt des deutschen Nationalstaats ist bis heute ein Jahrhundertereignis. In unserer Erinnerungskultur hat es seinen Stellenwert aber an andere Geschehnisse abgetreten. Wir wollten zeigen, dass es sich trotzdem lohnt, einen frischen Blick auf diese Staatsgründung aus dem vorletzten Jahrhundert zu tun. Vor allem auf die Geburtshelfer – denn es war ja eine Reichsgründung von oben unter preußischer Führung. Und eine Kriegsgeburt. Aber wir wollten auch Preußens "Erzfeind", die Franzosen, in unsere Geschichte miteinbeziehen; insbesondere die Pariser. Denn für die war 1871 "l’année terrible", wie Victor Hugo das nennt – ein Jahr mit traumatischen Erfahrungen: schmähliche Kriegsniederlage, Belagerung mit Bombardierung, Hunger und Tod sowie blutigem Bürgerkrieg.

      Wie waren Ihre dramaturgischen Überlegungen beim Schreiben?

      Dirk Kämper: Wir erzählen die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln, das macht es so interessant. Die französische und die deutsche Perspektive, die in sich schon viel Unterschiedliches bieten, dazu der Blickwinkel der nationalistischen Bewegung und der des Widerstandes. Nicht zu vergessen der Blick aus dem Jahr 1919 auf die Ereignisse von 1871 durch die beiden Damen, Eugénie de Montijo und Luise von Baden, einer ehemaligen Kaiserin und einer Kaisertochter.

      Lothar Machtan: Auch dramaturgisch gilt hier: Politik ist Kampf um Macht. Deshalb war unser Blick vor allem auf die stärksten Konfliktfelder in dem damaligen Ringen gerichtet. Das Interdynastische etwa. Also wie Bismarck den deutschen Fürsten, und nicht zuletzt seinem eigenen König die Proklamation eines deutschen Kaiserreichs erfindungsreich abgerungen hat. Welche diplomatischen Mittel dabei zum Einsatz kamen. Aber auch die Spannungen zwischen militärischer und politischer Führung kommen zur Sprache. Schließlich die Aktivitäten der Franzosen, die sich den preußisch-deutschen Besatzern mit patriotischer Leidenschaft entgegenstellten. Das alles hat sich in jeweils ganz unterschiedlichen Welten abgespielt, die wir in ihren Besonderheiten ebenfalls einfangen wollten.

      Die Perspektive der Damen, Eugénie de Montijo und Luise von Baden, und ihr Blick auf die Wirrungen des Jahres 1871 ist besonders. Wie kamen Sie auf diese Idee?

      Lothar Machtan: Wir wollten das "zweite Versailles" von 1919 einbeziehen. Also das Friedensdiktat der Siegermächte im Ersten Weltkrieg – Frankreichs Rache für die deutsche Hybris nicht allein von 1914, sondern vielleicht mehr noch für die Demütigung von 1871. Deshalb suchten wir nach Zeitgenossen, die 1871 und 1919 hautnah erlebt haben.
      So sind wir auf die beiden prominenten alten Damen gekommen, die mit ihren beiden Schlössern am Bodensee auch noch Nachbarinnen waren. Daraus haben wir eine informative Rahmenhandlung gemacht.

      Dirk Kämper: Die Damen ersetzen uns letztendlich das, was sonst in Dokumentationen durch Aussagen von Historikern und Zeitzeugen hinzugefügt wird. Sie kommentieren das Geschehen aus der Rückschau. Es gibt, das machte die Sache für uns als Autoren so spannend, auch ein Interview mit Eugénie de Montijo. Das Gespräch fand zwischen 1901 und 1919 statt und durfte erst nach ihrem Tod veröffentlicht werden. Ein berühmter Diplomat und Historiker namens Maurice Paléologue hat die vertraulichen Gespräche mit der Kaiserin Eugénie dokumentiert. Für uns natürlich ein wunderbarer Fundus für unser Drehbuch.

      Bismarck war Deutschlands erster Reichskanzler. Zweifellos eine große politische Persönlichkeit. Welche seiner Verdienste sind historisch aus Ihrer Sicht die wesentlichen?

      Lothar Machtan: In unserem Film geht es nicht um eine historisch-kritische Gesamtwürdigung dieses in der Tat Ausnahmepolitikers. Es ging uns darum zu zeigen, wie er die damals sehr populäre Idee des Nationalstaates politisch instrumentalisiert; wie er die Reichsgründung im Stile klassischer Kabinettspolitik forciert und mit Finessen zum Erfolg geführt hat. Er konnte das, weil er ein Virtuose von Machtpolitik und ein Meister der Menschenbehandlung war. Am Ende hat er für die preußische Monarchie aus der damaligen Konstellation das Optimale herausgeholt. Aber dieser Erfolg war nicht vorprogrammiert, sondern blieb bis zum Schluss offen. Deshalb erzählen wir das auch ergebnisoffen.

      Was macht Bismarck aus Ihrer Sicht heute zuweilen umstritten?

      Dirk Kämper: Ich finde das schwierig. Wir kennen die Geschichte jetzt, aber Bismarck kannte sie natürlich nicht. Allerdings, er war kein Demokrat und es ist im negativen Sinne "bemerkenswert", wie sehr er militärische Konflikte anstrebte. Aus heutiger Sicht kann man die Härte und Brutalität seiner Vorgehensweise kritisch sehen. Beachtlich ist in jedem Fall sein Werdegang: Bismarck gehörte nicht zu der Elite, die Macht bekam, seine Herkunft sprach dagegen. Aber aus seinem Talent und dem enormen politischen Instinkt gelang es ihm zu politisieren, Dinge zu schieben, Pläne auf Jahrzehnte zu betreiben und diese zu realisieren.

      Lothar Machtan: Man darf Bismarcks Reichsgründung nicht das Unheil aufhalsen, das Deutschland im 20. Jahrhundert auf die Welt gebracht hat. Dennoch sollten wir natürlich nicht die Augen verschließen vor den enormen Defiziten, die dieser Staatsgründung von Anfang an innewohnten: dem Mangel an Demokratie, der Ausgrenzung sogenannten Reichsfeinde, der Ausnahmestellung des Militärs etc. Insofern kann auch der Reichsgründer keine positive Identifikationsfigur für unsere parlamentarische Demokratie sein. Doch er bleibt einer der bedeutendsten Protagonisten des 19. Jahrhunderts.

      Sie haben das Drehbuch gemeinsam geschrieben. Wie war die Aufteilung Ihrer Zusammenarbeit?

      Dirk Kämper: Durch die digitalen Techniken ist die gemeinsame Arbeit heute relativ simpel. Man kann an gemeinsamen Dokumenten arbeiten. Ich sitze an der belgischen Grenze und Lothar Machtan in Bremen. Man erarbeitet gemeinsam, diskutiert und trifft sich ab und zu, wechselt sich ab, baut Diskussionspunkte ab. Ein Kompromiss ist beim Film aus unserer Sicht schlecht. Man muss diskutieren, damit es nicht unentschieden wird. Das ist der Vorteil einer Koautorenschaft.

      Interview: Barbara Gauer

      Bildquelle: ZDF/Zuzana Panská

    • Es war höchst amüsant Thomas Thieme dabei zuzusehen, wie ihn als Bismarck zunehmend Wut und Verzweiflung darüber packt, weil sein König Wilhelm von Preußen (Peter Meinhardt) ganz und gar kein Kaiser werden will. "Da kann man ja glatt zum Republikaner werden", tobt Bismarck im stillen Kämmerlein. Bismarcks Lebenswerk steht auf dem Spiel – und obwohl Royalist durch und durch sollen darüber dann doch nicht die Fürsten bestimmen. Die Identifikation des Darstellers mit der Hauptfigur war an keiner anderen Stelle so stark.

      Spitz kommentiert wird das Spiel hinter den Kulissen von zwei alten Damen 50 Jahre später: Luise von Baden, Tochter des späteren Kaisers Wilhelm I. und Eugénie, Witwe Napoleons III. In ihrer Darstellung wechseln Petra Kelling (Luise) und Marie-Anne Fliegel (Eugénie) vom Ausdruck royaler Gelassenheit spielend ins kokett-bürgerliche und tragen damit nicht nur zur Einordnung der Historie, sondern auch zur Unterhaltung bei.

      Eine besondere Herausforderung dieser Produktion lag in der Anpassung der zahlreichen Haarteile an die Gesichter der Darsteller, die Bartmode der Zeit ist bekanntermaßen speziell. Aufgrund der Corona Restriktionen konnte sie diesmal nur direkt vor Drehbeginn erfolgen. Thomas Thieme aber wollte vorsorgen: Er ließ sich einen stattlichen Bismarck-Schnauzbart stehen. Wegen der dreimaligen Verschiebung der Dreharbeiten musste sich seine private Umgebung aber an diesen dauerhaft gewöhnen. "Christian, wie lange muss ich noch so herumlaufen", war meist die erste Frage bei unseren Telefonaten. Ich konnte es ihm nicht sagen. Nach der letzten Klappe am 27.8.21 kam endlich die Erlösung und der Bismarck-Schnauzer ab.

      Bildquelle: ZDF/Stanislav Honzík

      Der Sattler gegen den Kaiser

      Zum 150. Jahrestag der Reichsgründung hat die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte zwei sehr unterschiedliche Filmbeiträge konzipiert, die einander ergänzen sollen:

      "Streit ums Reich - Der Sattler gegen den Kaiser" am 12.12.2021 um 23:45 Uhr
      "Kaiserspiel - Bismarcks Reichsgründung in Versailles" am 14.12.2021 um 20:15 Uhr

      • Stefan Brauburger, Leiter der Redaktion ZeitgeschichteVor 150 Jahren entstand zwar ein geeinter Nationalstaat, aber in Folge eines erbitterten Krieges und weitgehend als Obrigkeitsveranstaltung. Dennoch wurde er von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung begrüßt, auch bejubelt. Der Versuch, die beiden Ziele "Einheit und Freiheit" in einem Anlauf zu erreichen, also Vereinigung und Demokratisierung zugleich, "von unten", war während der Revolution von 1848/49 gescheitert. Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck verfolgte zwei Jahrzehnte später eine andere Option - mit allen Mitteln: die Nationalstaatsgründung "von oben". Aber war es nur das?

        Zwar ging die Staatsgewalt nach der Gründung 1871 nicht vom Volke aus wie in England oder Frankreich. Der Souverän des geeinten Reiches war ein "ewiger Bund" von Fürstenstaaten, Monarchien und drei freien Hansestädten – mit einem deutschen Kaiser an der Spitze, der zugleich König von Preußen war. Doch gab es im national gestimmten Bürgertum offenbar so viel Dankbarkeit für die ersehnte Einheit, dass es dafür den Verzicht auf mehr politische Mitbestimmung in Kauf nahm und den neuen Staat stützte, sich mit ihm identifizierte. Zumal er auch vielfältige wirtschaftliche Perspektiven bot.

        Bismarck machte auch Konzessionen: Das gesamtdeutsche Parlament wurde nach dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht gewählt – für die damalige Zeit ein großer Fortschritt. Frauen blieben allerdings auch in Deutschland noch davon ausgenommen. Zwar waren die Befugnisse des Reichstages stark eingeschränkt, doch gegensätzliche Parteien fanden ein Forum, konnten Einfluss gewinnen. Was den Reichsgründer Bismarck freilich nicht davon abhielt, Opposition, wie die "Sozialisten", per Gesetz zu unterdrücken und das Parlament lieber zu beherrschen als es herrschen zu lassen. "Von oben" wurde die Regierung eingesetzt, nicht durch ein Votum des Reichstags.

        Und was bedeutete die Reichs-Einigung nach außen? Die Mitte Europas wurde wieder mächtig. Die Proklamation des deutschen Kaisers in Versailles und die Annexion Elsass-Lothringens demütigten den Nachbarn und trieben einen tiefen Keil zwischen Deutschland und Frankreich. An diesem Konflikt konnte auch die Politik der Balance, die Bismarck künftig anstrebte, nichts ändern.

        Um die verschiedenen Ebenen zu erfassen, haben wir zwei sehr unterschiedliche Filmbeiträge zum 150. Jahrestag der Reichsgründung konzipiert, die einander ergänzen sollen. Im 90-minütigen "Kaiserspiel" geht es darum, eine anschauliche Vorstellung davon zu vermitteln, wie die erste Einigung Deutschlands unter der Regie Otto von Bismarcks historisch konkret vonstattenging. Die ZDF-History Dokumentation "Streit ums Reich – Der Sattler gegen den Kaiser" hingegen spiegelt die weitere Geschichte des 1871 gegründeten Staates, richtet dabei den Fokus auf sehr gegensätzliche Lebensläufe, die Biografien des sozialdemokratischen Parteiführers Friedrich Ebert und Kaiser Wilhelms II. – sie stehen gleichsam stellvertretend für bipolare Entwicklungen im Kaiserreich. Die Dokumentation führt am Ende zu einem dramatischen Finale. Es ist der Moment, in dem Friedrich Ebert dem Kaiser als Staatsoberhaupt an der Spitze des Deutschen Reiches nachfolgt. Eine Wendung, die zuvor kaum denkbar erschien und die Frage aufwirft, wie es dazu kommen konnte, dass ein Sattler – so der ursprüngliche Beruf Eberts – den Kaiser an der Staatsspitze ablöst.

        Terra X History - Streit ums Reich

        Zwei Männer, wie sie gegensätzlicher kaum sein konnten: Kaiser Wilhelm II. und der Sattler Friedrich Ebert. In ihren Biografien spiegeln sich die Konflikte des Kaiserreichs.

        Videolänge
        44 min · Doku

        Unterrichtsmaterialien

        Die Gründung des Deutschen Reiches im Feldlager von Versailles gehört bis heute zu den wichtigen Ereignissen der deutschen Geschichte, die im Geschichtsunterricht einen festen Platz hat. Dieser wird nicht (mehr) durch eine glorifizierende Betrachtung und Erinnerungskultur geprägt, wie bei den Sedansfeiern im Kaiserreich oder nach dem Zweiten Weltkrieg in der "Ablenkung" von den zurückliegenden Katastrophen, sondern von einer bewussten Wahrnehmung und kritisch-abwägenden Bewertung der Reichsgründung für die weitere deutsche und europäische Geschichte.

        Aus didaktischer Perspektive eignet sich die Proklamation am 18. Januar 1871 als Nahaufnahme für einen fokussierten Unterricht: Das Feldlager im Schloss von Versailles, der Krieg mit Frankreich und die Frage nach einem Friedensschluss, die Militärs und Adligen als Protagonisten und schließlich die im Dokudrama nachgestellte und von Anton von Werner mehrfach gemalte Szene im Spiegelsaal von Versailles, aus der Schülerinnen und die Schüler eine "Reichsgründung von oben" gleichsam sehen können.

        Diese Unterrichtsmaterialien wurden erarbeitet im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) und des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD) von Dr. Helge Schröder (Hamburg).

        Kaiserspiel - Bismarcks Reichsgründung in Versailles (5)

        Unterrichtsmaterialien zu "Kaiserspiel – Bismarcks Reichsgründung in Versailles“

        Datei-Typ und Größe
        PDF 4,88 MB · Doku

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